1) Astronomie (IAU) - 2019
Kurz vor den Sommerferien 2019 erhielt das Naturwissenschaftliche Forum eine unerwartete Anfrage von der Internationalen Astronomischen Union (IAU): Man solle schnell ein «National Committee» aus kompetenten Astronominnen und Astronomen sowie weiteren Persönlichkeiten zusammenrufen, damit die gesamte Liechtensteinische Bevölkerung am Projekt «NameExoWorlds» teilnehmen könne. Die IAU hatte nämlich beschlossen, jeden der in den vorangegangenen Jahren entdeckten (und bis dahin jeweils nur mit einer Code-Nummer bezeichneten) Exoplaneten zwecks Benennung einer bestimmten Nation zuzuordnen. Liechtenstein sollte nun eine landesweite Abstimmung organisieren, um der IAU drei Namen für den Exoplaneten «TrES-3b» und den entsprechenden Stern vorzuschlagen. (Die kurze Frist hatte einen praktischen Grund: Die IAU hatte bis dahin noch keine Kontaktperson in Liechtenstein gehabt, wohingegen die anderen Länder schon seit Langem über ihre astronomischen Institute vernetzt waren).
Cyril Deicha antwortete, dass er nichts versprechen könne, denn so kurzfristig sei es kaum möglich, die Durchführung eines Namenswettbewerbs zu planen, und dass er erst nach den Sommerferien eine Antwort geben könne. Er bestätigte, dass es in Liechtenstein keine astronomischen Forschungsinstitute gebe. Ein erster Kontakt mit dem Astronomischem Arbeitskreis in Schaan gab dann Hoffnung und das nationale Komitee kam doch noch zustande. Eine Internet-Abstimmung wurde mit Hilfe des Schulamtes organisiert, und eine gezielte Medienkampagne löste ein bemerkenswertes Interesse in der Öffentlichkeit aus.
Die grosse Resonnanz in der Öffentlichkeit mag erstaunlich erscheinen, wenn man sich vor Augen hält, dass der «liechtensteinische» Exoplanet im Verhältnis zur Entfernung kleiner ist als eine Ameise auf dem Berggipfel am Horizont, erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Entfernung so unermesslich ist, dass das Licht mehr als 700 Jahre braucht, um zu uns zu gelangen, und dass mit Sicherheit kein Leben auf diesem Himmelskörper möglich ist.Benannt wurde aber nicht nur der Exoplanet, sondern auch der Stern, um den der Planet seine Bahnen zieht. Die ganze Prozedur der Namensfindung war sehr spannend und nicht ohne Überraschungen, wie damalige Zeitungsartikel zeigen.1
1 Details über den Wettbewerb um die Exoplaneten-Namensgebung auf der Webseite des NWF
Dieses Projekt hatte eine doppelte Wirkung, einerseits wegen der internationalen Anerkennung, anderseits entstand eine erfolgreiche Zusammenarbeit des NWF mit dem Astronomischen Arbeitskreis, was die Entwicklung weiterer Projekte im Bereich Astronomie auslöste.2
Astronom Peter Kaiser über den Exoplaneten
Am 19.12.2019 hielt Peter Kaiser den Eröffnungsvortrag an der gemeinsamen Tagung des Astronomischen Arbeitskreises und des Naturwissenschaftlichen Forums.
Daniel Miescher als Vertreter des Schulamtes würdigte im Anschluss alle, die an der Namensgebung beteiligt waren und überreichte Urkunden an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wettbewerbs.
«‹Der Exoplanet ist mit blossem Auge nicht zu erkennen. Auch der Stern strahlt nur ein sehr schwaches Licht aus. Im August habe ich den Stern zum ersten Mal gesehen und fotografiert›, sagt Peter Kaiser vom Astronomischen Arbeitskreis. Dies sei allerdings nur mit einer langen Belichtungszeit durch ein Teleskop möglich gewesen, da die beiden Himmelkörper wohl zwischen 750 und 1000 Lichtjahre von uns entfernt sind. Dennoch haben Wissenschaftler in den vergangenen Jahren einiges über den Stern ‹Pipoltr› und seinen Planeten ‹Umbäässa› herausgefunden. Mit einem Durchmesser von etwa einer Million Kilometer ist der Stern etwas kleiner als unsere Sonne. Der Planet hingegen ist [...] grösser als der grösste Planet unseres Sonnensystems, der Jupiter.» 3